Wenn du als Österreicherin oder Österreicher planst, in Deutschland ein Gewerbe zu gründen, stehst du vor einigen neuen Herausforderungen. Besonders das deutsche Steuer- und Buchhaltungssystem unterscheidet sich in einigen Punkten von dem in Österreich. Dieser Artikel soll dir einen klaren Überblick über die wichtigsten Aspekte der Buchhaltung für Gewerbetreibende in Deutschland geben.
Grundlagen der deutschen Buchhaltung
In Deutschland ist die ordnungsgemäße Buchhaltung (https://buchhaltungs-leitfaden.de/) das Herzstück jedes Unternehmens. Sie dient nicht nur zur Ermittlung des Gewinns, sondern ist auch die Grundlage für die Berechnung deiner Steuern. Das Finanzamt schaut hier genau hin. Grundsätzlich gibt es zwei Hauptmethoden der Gewinnermittlung für Gewerbetreibende: die Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) und die doppelte Buchführung mit Bilanzierung. Welche Methode für dich zutrifft, hängt von Faktoren wie deinem Umsatz, Gewinn und der Rechtsform deines Unternehmens ab. Für die meisten kleineren Gewerbe und Selbstständigen ist die EÜR zu Beginn die gängigere und einfachere Methode.
Ab wann muss Man ein Gewerbe anmelden?
Die Frage, “ab wann muss ich ein Gewerbe anmelden?“, stellen sich viele Gründer. In Deutschland gilt: Sobald du eine selbstständige, nachhaltige Tätigkeit mit der Absicht, Gewinn zu erzielen, aufnimmst, musst du ein Gewerbe anmelden. Ausgenommen sind Freiberufler (wie Ärzte, Anwälte, Künstler) und Tätigkeiten in der Land- und Forstwirtschaft. Die Anmeldung erfolgt beim zuständigen Gewerbeamt deiner Stadt oder Gemeinde. Eine verspätete Anmeldung kann zu Bußgeldern führen, daher solltest du diesen Schritt nicht aufschieben. Die Absicht, Gewinn zu erzielen, ist entscheidend; ob du tatsächlich sofort Gewinn machst, ist dabei zweitrangig.
Die Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR)
Die EÜR ist eine vereinfachte Form der Gewinnermittlung. Hierbei stellst du einfach deine Betriebseinnahmen deinen Betriebsausgaben gegenüber. Die Differenz ist dein Gewinn oder Verlust. Du bist zur EÜR berechtigt, wenn du nicht im Handelsregister eingetragen bist und dein Umsatz unter 600.000 Euro sowie dein Gewinn unter 60.000 Euro pro Jahr liegt. Zu den typischen Betriebsausgaben gehören zum Beispiel:
- Miete für Geschäftsräume
- Kosten für Waren und Materialien
- Bürobedarf und Porto
- Telefon- und Internetkosten
- Fortbildungskosten
- Beiträge für Berufsverbände
Das Prinzip ist einfach: Einnahmen minus Ausgaben gleich Gewinn. Wichtig ist das Zufluss-Abfluss-Prinzip. Das bedeutet, eine Einnahme wird dann erfasst, wenn das Geld auf deinem Konto eingeht, und eine Ausgabe dann, wenn es abgebucht wird.
Doppelte Buchführung und Bilanzpflicht
Sobald du die oben genannten Grenzen für Umsatz oder Gewinn überschreitest oder dein Unternehmen im Handelsregister eingetragen ist (z.B. als GmbH oder OHG), bist du zur doppelten Buchführung und zur Erstellung einer Bilanz verpflichtet. Diese Methode ist deutlich komplexer. Jeder Geschäftsvorfall wird auf mindestens zwei Konten gebucht (Soll und Haben). Am Ende des Geschäftsjahres erstellst du eine Bilanz und eine Gewinn- und Verlustrechnung (GuV). Die Bilanz zeigt die Vermögens- und Schuldenlage deines Unternehmens zu einem bestimmten Stichtag.
| Merkmal | Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) | Doppelte Buchführung (Bilanz) |
| Komplexität | Niedrig | Hoch |
| Aufwand | Geringer | Deutlich höher |
| Wer darf es nutzen? | Kleingewerbetreibende und Freiberufler unter bestimmten Grenzen | Kaufleute, Kapitalgesellschaften und alle, die die EÜR-Grenzen überschreiten |
| Ergebnis | Ermittlung des Gewinns | Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) |
FAQ – Häufig gestellte Fragen
Hier sind einige schnelle Antworten auf häufige Fragen:
Muss ich als Kleingewerbetreibender Umsatzsteuer zahlen?
Wenn du die Kleinunternehmerregelung (§ 19 UStG) in Anspruch nimmst, musst du keine Umsatzsteuer auf deinen Rechnungen ausweisen und abführen. Dies ist möglich, wenn dein Umsatz im Vorjahr 22.000 Euro nicht überschritten hat und im laufenden Jahr 50.000 Euro voraussichtlich nicht übersteigen wird.
Welche Software kann ich für die Buchhaltung nutzen?
Es gibt viele Softwarelösungen, von einfachen Tools für die EÜR bis hin zu komplexen Programmen für die doppelte Buchführung. Bekannte Anbieter sind z.B. Lexoffice, sevDesk oder DATEV. Eine gute Software kann viel Arbeit abnehmen.
Wo finde ich einen guten Steuerberater?
Du kannst online nach Steuerberatern suchen, die auf deine Branche spezialisiert sind. Empfehlungen von anderen Gründern sind ebenfalls sehr wertvoll. Die Kosten variieren je nach Standort und Leistungsumfang, egal ob in einer Metropole oder einer Stadt wie Hildesheim.

